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Autismus, anders

from Kreiselverkehr by Heidi Fischer

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about

Heidis Leben - Ein Text von Birgit Hohnen über Heidi Fischer

Heidi ist ein normaler Mensch.
Heidi wohnt in einer Wohnung.
Heidi geht alleine zur Arbeit
Sie sagt: „Ich schaff das meistens nicht!“
Heidi hat Probleme mit dem Zeitgefühl
Heidi regt sich dann immer auf.
Sie heult dann.
Man muss Heidi daran erinnern, dass sie das schafft.
Man muss sagen: „Denk doch an dein Äußeres!“
Wir sehen Heidi ganz anders.

Heidi dokumentiert ihre Texte selbst.
Heidi schreibt ihren Terminplan auch selbst.
Dann gibt es Chaos.
Heidi stopft ihren Ranzen voll mit Taschentüchern.
Heidi schleppt ihren Müll mit.
Da ist ihr ganzes Hausortiment.
Bei Heidi sieht es aus wie Kraut und Rüben.
Man denkt sich: „Was machst du aus deiner Wohnung?“
Das macht Heidi auch nichts aus.
Heidi ist auch mehr für sich.
Heidi lebt in ihrer eigenen Welt.
Heidi kommt oft zu spät.
Das ist normal.
Ihr fährt dann zum Beispiel der Bus davon, oder irgendwas ist mit dem Frühstück.
Heidi macht auch relativ viel allein.
Nur mit den Terminen kommt sie durcheinander.

Heidi hat in einer Werkstatt gearbeitet.
Da war Heidi auch so.
Heidi musste sich dort auch an Regeln halten.
Heidi sollte auch Zeit für sich haben.
Ein Mitarbeiter von uns, der kennt sie auch sehr gut.
Und dann ist sie umgezogen in die Mienenstraße.
Und danach hat sie bei Marco gewohnt.
Und wer sie auch sehr gut kennt ist Holger Schlähan.
Und Carsten kann dir auch eine Menge über Heidi erzählen.
Der hat ja früher mit Heidi zusammen gewohnt.

Jetzt ist Heidi eben in ihrem Arbeitsbereich.
Jetzt macht sie ihre Sachen.
Momentan ist sie gerade in Stellingen.
Sie schreibt dort ihr Buch.
Und das ist wichtig, sich zu überlegen wie man sein Leben leben möchte.
Ich muss ja auch schauen, dass ich meine Wohnung habe und geduscht habe, dass die Haare ein bisschen gepflegt sind.
Und jeder muss so seinen Stil finden.
Was Heidi sehr oft macht ist, dass sie ihren Schulranzen so vollpackt, dass da gar nichts mehr rein geht. Was weiß ich denn, was sie da in ihrem Ranzen hat.

Heidi ist wirklich sehr lustig.
Sie sagt auch viel und macht auch viel Spaß.
Sie lacht viel.
Wenn man Heidi so ein Buch hinlegen würde, dann würde man sagen: „Mach mal ein paar Zeichnungen, Briefe, Papierkram oder einen Terminplan.“
Das ist ja mit Heidi ein bisschen schwierig.
Selbst wenn man sie fragt: „Wie war dein Wochenende?“
Dann sagt sie: „Ja das weiß ich auch nicht.“
Man muss die Sachen in Angriff nehmen.
Man muss Heidi so akzeptieren wie sie ist.
Manchmal ist sie hektisch.
Und manchmal da geht’s wieder.
Das muss man bei Heidi akzeptieren.
Man muss sie akzeptieren wie sie ist.
Das ist sehr wichtig.

Das ist bei Heidi auch immer so eine Sache für sich.
Sie hat dann ihren Standplatz.
Dann will sie alleine sein.
Ich weiß gar nicht, wie sie das mit dem Essen regelt.
Sie soll doch mal mehr Motivation zeigen.
Sie hat einfach kein Interesse daran.
Das ist so ihre Welt, ihre eigene Arbeitswelt.
Bei Heidi gibt es hier auch Regeln.
Bei Menschen ist das so.
Man muss sie so akzeptieren wie sie sind.
Sie sagt ja auch immer: „Ich will das und das.“
Sie will in ihrer eigenen Welt sein. Sie will frei sein.
Das ist auch wieso man auf Heidi mehr achtet, dass sie mehr Sicherheit hat.

Wie würde ich mich fühlen?
Ich möchte freier sein.
Das ist natürlich ihre Welt
Sie macht dann auch immer, was sie denkt und was sie fühlt.
Sie ist eben anders.
Das ist der Unterschied.
Der eine macht das so und der andere macht das anders.
Heidi muss lernen sich selbst zu finden.
Ihr Leben selbst zu gestalten.
Ihre Wohnung ein bisschen ordentlicher machen.
Das kann Heidi auch mal wissen. Andere sind auch erwachsen. Heidi benimmt sich manchmal so, wie sie ist.
Heidi muss lernen: „Will ich das oder will ich das nicht?“

Das kann ich nicht, dieses hektisch sein. Ich bin ja auch lärmempfindlich.
Da gibt es eine Situation. Ich sitze nachmittags im Bus und habe tierische Angst die Hand von anderen Leuten zu drücken. Die Busfahrerin sagt: „Pack doch nicht so fest zu!“ Aber ich muss das. Ich bin anders, aber ich fühl mich nicht so. Ich muss mich selbst mal finden und überlegen: Was will ich überhaupt? Wie gehe ich damit um?
Ich hätte auch um Hilfe bitten können.
Ich muss nur sagen: „Kann mir jemand helfen?“, „Kannst du mir den Kaffee geben?“ oder „Kann mir mal jemand das Wasser reichen?“
Jeder ist anders.
Jeder macht etwas anderes.
Der eine macht Musik, der andere Filme, der andere Fernsehhalterungen.
Jeder hat Motivation, seine Kreativität, seine Wünsche oder Grenzen.

Und genauso ist es bei Heidi auch.
Jede Welt kann auch anders geforscht werden.
Jeder kann sich auch ändern.
Wir können nicht sagen mach das von allein.
Wir sind verantwortlich.
Wir leben in einer Welt wo wir Wünsche haben.
Wir müssen uns überlegen was wir wollen und unsere Ziele auch durchziehen.

lyrics

Autismus, anders - Ein autobiographischer Text von Heidi Fischer

Ich selber lebe in meiner eigenen Welt, in meiner Autismus-Welt, auch wenn man mir das auf den ersten Blick überhaupt nicht ansieht, aber ich denke ganz anders als andere, ich fühle ganz anders als andere, ich handele ganz anders als andere, ich bin allgemein ganz anders als andere, ich bin sehr, sehr kindhaft, kindlich, ich bin sehr, sehr einzigartig und besonders; durch meine allgemeine Entwicklungsretardierung merke ich selber sehr, sehr oft, dass ich heute mit meinen 38 Jahren immer noch ganz genauso bin, also ganz genauso denke, fühle, handele wie damals in meiner frühen Kinderzeit, und ich selber merke auch sehr, sehr oft, dass ich sehr, sehr viele autistische Verhaltensweisen zeige; mein sehr großes Problem ist, dass sehr viele Leute mir meine allgemeine Entwicklungsretardierung und meine autistischen Verhaltensweisen nicht ansehen und ich habe in solchen Momenten dann immer das Gefühl, dass man mir nicht glaubt, dass ich diese allgemeine Entwicklungsretardierung und sekundäre autistische Verhaltensweisen habe und dadurch habe ich immer das Gefühl, dass ich mich in die Gruppe der Nichtbehinderten tun sollte und mich so verhalten sollte wie die, aber genau dadurch fühle ich mich immer, immer sehr, sehr doll überfordert, ich kann mich in meiner ganz eigenen autistischen Welt viel, viel besser orientieren; ich komme ja mit sehr vielen Situationen überhaupt gar nicht klar, ich komme z. B. mit folgenden Situationen überhaupt gar nicht klar: Hintergrund-Geräusche, Neben-Geräusche, plötzliche und unerwartete laute Geräusche, plötzliche und unerwartete Licht-Frequenz-Veränderungen, plötzliche und überraschende Veränderungen in Abläufen, Ritualen, Reihenfolgen usw., plötzlicher Personen-Wechsel, z. B. darf sich auch nichts an meinem Tagesablauf ändern und auch in meinem Wochenablauf darf sich nichts ändern, z. B. ist es mir immer, immer sehr, sehr wichtig immer, immer unbedingt direkt nach der Arbeit nach Hause zu gehen und immer sehr früh ins Bett zu gehen, wenn ich direkt am nächsten Morgen wieder sehr früh aufstehen muss und zur Arbeit muss; allgemein sind alle meine eigenen gewohnten und vertrauten Wünsche, Vorstellungen, Interessen, Bedürfnisse, Gefühle, Ideen usw. mir immer, immer sehr, sehr wichtig und genau deshalb muss alles, alles immer, immer unbedingt nur, nur, nur nach allen meinen ganzen eigenen gewohnten und vertrauten Wünschen, Vorstellungen, Interessen, Bedürfnisse, Gefühlen, Ideen usw. laufen und genau deshalb muss alles, alles immer, immer unbedingt nur, nur, nur nach all meinen ganzen eigenen gewohnten und vertrauten Wünschen, Vorstellungen, Interessen, Bedürfnissen, Gefühlen, Ideen usw. gemacht werden; mir selber ist es auch wirklich, wirklich immer, immer sehr, sehr wichtig, dass man mich alles, alles immer, immer unbedingt alleine entscheiden und selber bestimmen lässt, das heißt mir selber ist meine Freiheit und meine Selbstentscheidungsfreiheit immer, immer sehr, sehr wichtig; mir selber ist mein ganz eigenes richtig sehr, sehr wichtig, denn bei mir existiert mein ganz eigenes richtig, das heißt das ganz normale falsch-und-richtig von der Außenwelt existiert bei mir nicht; mir ist es immer, immer sehr, sehr wichtig immer, immer alles, alles unbedingt nur, nur, nur so zu machen wie ich es in meiner frühen Kinderzeit gelernt und kennengelernt habe, das heißt ich muss alles, alles immer, immer unbedingt nur, nur, nur nach meinem ganz eigenen Denken machen, also so wie ich selber denke, dass dies und das richtig ist.

credits

from Kreiselverkehr, released March 24, 2016
eine Autobiografie geschrieben von Heidi Fischer:
gelesen von Dennis Lange
Lektorat: Daniela Chmelik
Herstellung, Copyright: barner 16, Hamburg 2016

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